Sie haben vielleicht bemerkt, dass Sie von den Emotionen der Menschen um Sie herum beeinflusst werden. Wenn jemand Sorgen, Frustration oder Wut ausdrückt, wird dies von Ihnen und anderen mitgefühlt. Das gleiche Prinzip gilt für positive Emotionen.

Sozialpsychologin Elaine Hatfield nennt dieses Phänomen emotionale Ansteckung. Wenn Sie darüber lesen, werden Sie feststellen, dass wir Menschen das Rudel brauchen. Aus evolutionärer Sicht war es sicherer, mit der Gruppe mitzulaufen, als allein in freier Wildbahn zurückgelassen zu werden.

Was ich sehr erbaulich finde ist, dass jeder Mensch dieser Katalysator sein kann! Wenn die Emotionen anderer Menschen MICH betreffen, dann beeinflussen meine Emotionen ANDERE. Ist das nicht wunderbar?

Hier ein aktuelles Beispiel aus meinem Leben: Heute morgen ging ich mit meiner Tochter zum Schulbus. Der Schnee ist geschmolzen und wir mussten durch einige schlammige Pfützen laufen. Unser Nachbar arbeitete mit schwerem Gerät. Er hielt an, um uns sicher vorbeigehen zu lassen. Ich nahm meine Tochter an der Hand und zog sie mit mir. Dabei wurde sie mit schlammigem Wasser bespritzt. Das führte zu einer Reihe erboster (und enttäuschter) Schreie. Ich erinnerte sie ruhig daran, dass es bald nur mehr Staub wäre, den sie abbürsten könnte, sobald ihre Hose wieder trocken sei. Zum Glück war sie schnell wieder abgelenkt.

Manchmal braucht es viel Energie, um nicht von den Emotionen anderer Menschen beeinflusst zu werden. Und manchmal muss ich bewusst einen Schritt zurücktreten, wenn meine Abwehrkräfte nachlassen.

Was für mich generell funktioniert, ist…

• sich der Emotion (hier: Wut und Enttäuschung) und dem Grund dahinter (Ohnmachtsgefühl, da meine Tochter sich nicht einfach umziehen konnte, sondern so wie sie war zur Schule gehen musste) bewusst zu werden.
• mir meiner Position bewusst zu sein und die Situationen nicht meine Schutzhülle durchbrechen zu lassen (das tue ich, indem ich innerlich lächle und mit mir selbst rede – meist auch nur innerlich).
• sich körperlich von der Person zu separieren, die die unerwünschte Emotion zeigt. Nach draußen zu gehen – auch nur für ein paar Minuten – wirkt bei mir Wunder.

Sagen Sie mir bitte: Was funktioniert für Sie?